Wesenstest der BZG Schwäbischer Wald (März 2009)

 

 
 

 

Eigentlich ist man sich ja sicher, dass der eigene Hund den Wesenstest bestehen wird, was soll auch schon schief gehen? Man kennt ihn ja schließlich gut.

Obwohl  …

… was ist, wenn er ein Reh entdeckt und auf und davon ist und sich anschließend nicht mehr „normal“ verhält?
… was wäre, wenn er beim Zerrspiel wider Erwarten doch mal versuchen würde zu zeigen, dass das Tuch nun endgültig ihm gehört?
… gibt es nicht doch noch tausend andere Dinge, die irgendwie schief gehen könnten?

So waren wir also letztendlich doch ein klein wenig aufgeregt, als wir nach drei Stunden Fahrt morgens um 8.30 Uhr pünktlich am Treffpunkt im Welzheimer Wald waren. Es lag noch ordentlich Schnee, war nicht allzu kalt und vor allem trocken von oben.  Itchy war der einzige Toller, ansonsten waren 3 Golden, 2 Labbies und ein Flat zur Prüfung angemeldet.

Da die Rüden zuerst geprüft werden hatte ich schon vermutet, dass wir sehr früh dran kommen würden, aber wir bekamen sogar Startnummer „1“.  Also nicht wie geplant erst mal den anderen zuschauen und sich ein paar letzte Tipps holen.

Alle anderen Hunde blieben in den Autos, Itchy durfte gleich mit zum einige Hundert Meter entfernten Prüfungsgelände. Dort wurden alle Teilnehmer von  Sonderleiterin Frau Bauer und von Richterin Frau Barckhausen begrüßt. Durch die ruhige und sehr freundliche Art von Frau Barckhausen verschwand jegliche Aufregung im Nu. Sie erläuterte die anstehenden Aufgaben und den Prüfungsablauf und alle Teilnehmer schauten sich gemeinsam den zu absolvierenden Parcours an (natürlich ohne Itchy).

Während der gesamten Prüfung sollten keinerlei Kommandos benutzt werden, auch die Leckerlies hatten Einsatzpause. Der Hund sollte/durfte aber mit motivierenden Worten in die gewünschten Richtungen gelenkt werden.

Und dann ging es auch schon los. Beim gemeinsamen Spaziergang mit uns zeigte Itchy die Eigenschaften, die man hier sehen will (Erkunden der Umgebung, Interesse an Umweltreizen, Bindung zum Führer, Aufmerksamkeit, …).
Beim Spiel mit mir und mit Fremdpersonen zeigte er sein ganzes Temperament, was Frau Barckhausen ganz erstaunt kommentierte: „Meine Güte, ist der schnell“. Und dabei gibt es sicher Toller, die noch viel schneller als Itchy sind …

Die Zerrspiele mit einem Tuch waren okay, er hat sowohl ordentlich gezerrt und sich verbissen wie auch dann die Beendigung des Spiels akzeptiert. Dem geworfenen Ball ist er sofort blitzschnell hinterher, hat ihn mit Mäuselsprung gesichert (Frau Barckhausen: „Ist das schön!“) und sich dann erst mal im Platz liegend über seine Beute gefreut. Nach ein paar Sekunden ist er zu uns zurück und hat den Ball abgeliefert. Dieses Verhalten hat dann in der Zusammenfassung zu der Bewertung „Bringtrieb erkennbar“ geführt, statt zu einem vielleicht gewünschten „Bringtrieb ausgeprägt“.

Bei der Dummyarbeit kommt er sofort zurück, beim gemeinsamen Spiel mit einem Ball oder einer Frisbeescheibe gestatte ich ihm allerdings immer seine kurze Freude, die Beute ganz für sich zu haben. Vielleicht ist das etwas kontraproduktiv im Sinne der Dummyarbeit, da muss ich mich mal schlau machen bei den Profis (Tipp: Tollerforum!).

Nun kam die oft diskutierte Sache mit der Rückenlage. Nicht alle Hundeführer sind ja begeistert von diesem Bestandteil des Wesenstests und in der neuen Prüfungsordnung des DRC wurde der entsprechende Paragraph ja auch abgeändert auf „Seitenlage“. Diese neue PO gilt aber erst ab 1. April 2009, Itchy durfte also noch Rückenlage demonstrieren.

Er ließ sich absolut problemlos in Rückenlage bringen und den Bauch kraulen, da waren wir echt überrascht, da dies manchmal schon größerer Mühe bedarf. Dann übernahm die Richterin und wir mussten uns 10m entfernen. Nach einer gefühlten halben Stunde (es waren wohl unendliche 30 Sekunden), wurde er dann losgelassen und kam freudig auf uns zugestürmt.

Mit einer so langen Haltedauer hätten wir nicht gerechnet, aber Frau Barckhausen meinte, dass er es gut überstanden hätte, obwohl es ihm unangenehm gewesen wäre. Wäre es mir auch gewesen … 

Das Verhalten in der Menschenmenge war problemlos, auch die Kreisprobe hat gut geklappt, obwohl er sich auch hier nicht gerade pudelwohl gefühlt hat.
Seine nur zaghaften Ausbruchsversuche (nachdem wir uns aus dem Kreis entfernt hatten) führten zu der Beurteilung „Härte erkennbar“ und nicht zu einer „ausgeprägten Härte“.

Damit war der erste Teil überstanden und es ging auf den Parcours mit den optischen und akustischen Reizen. Hier legte Frau Barckhausen großen Wert darauf, dass die Hunde sich dem Reiz auch wirklich stellten und sich nicht durch Ignorieren aus der Affäre zogen.

Sie bestand z.B. darauf, dass die Hunde dem wackelnden Teddybären mit den großen starren Augen direkt ins Gesicht sahen und sich nicht nur irgendwie um das Stofftier herumdrückten.
Es sollte sich zeigen, dass genau diese Anforderung von einer Golden-Hündin nicht erfüllt werden konnte. Die Hündin hat sich zwar zusammen mit ihren Führern den Reizen jeweils genähert, hat sich aber vollkommen auf die Führer konzentriert, frei nach dem Motto: „Was ich nicht sehe/anschaue, tut mir nicht weh“. Nach der dritten Station war der Hund laut Frau Barckhausen so verunsichert, dass sie sich entschloss, den Test abzubrechen.

Bei Itchy lief glücklicherweise alles gut. Klappernde Blechdosen, umfallende Kisten, starrender Teddybär, flatternde Metallbänder und das obligatorische Gespenst beeindruckten ihn nicht sonderlich. Alles wurde eingehend untersucht und beim Beschnuppern des Gespenstes sorgte ein prüfender Blick unter das Gewand für letzte Klarheit, dass hier alles mit rechten Dingen zuging.

Bei einer Station wurde eine „Quietsch-Trompete“ verwendet, die es Itchy sehr angetan hatte.
Nach dem Beschnuppern wollte er sie in den Fang nehmen und die Richterin meinte zur Helferin: „Lassen Sie ihn nur mal machen“. Itchy dachte wohl „ach wirklich?“ und raste auf und davon mit dem Ding. Heranlocken führte nicht zum Erfolg, er ging eindeutig in Spielhaltung über und bei Annäherung von mir flitzte er los wie ein Wilder.

Tja, was tun ohne Kommandos, ohne Tauschspielzeug und ohne Leckerchen? Ernst schauen und sich wieder langsam annähern? „Klasse, dann laufe ich sogar noch schneller weg!“, dachte sich unser Kleiner.
Diese kleine (toller-typische?) Einlage brachte alle zum Schmunzeln und Frau Barckhausen meinte dann: „Sie dürfen gerne ein Leckerlie verwenden, dann können wir uns den Rest des Parcours auch noch anschauen“. Damit war das Problem schnell gelöst und es konnte weitergehen.

Diese Episode führte dann in der Zusammenfassung zu der Bemerkung:
„Die Bindung an seine Familie ist vertrauensvoll und eng, er ordnet sich ihr gerne unter, es sei denn, es geht um ein herrliches Spiel“. 

Beim Schusstest war er völlig unbeeindruckt und lief nach dem dritten Schuss direkt zum Schützen und untersuchte die Tatwaffe.
Damit war die Prüfung abgeschlossen und Frau Barckhausen beendete die direkt anschließende Kurz-Zusammenfassung mit den Worten „… und damit also bestanden“.

Puuh, geschafft!

Somit stand einem entspannten, lustigen und interessanten Tag nichts mehr im Weg und wir konnten die anderen Teams bei ihrem Wesenstest begleiten. Außer der Golden-Hündin, deren Test abgebrochen werden musste, haben alle anderen Hunde bestanden. Beim Wesenstest am Vortag haben leider auch zwei von sieben Hunden nicht bestanden, einer davon (Golden) wegen starker Schussangst.

Unserer Meinung nach ist so ein Wesenstest eine tolle Sache, vor allem für Ersthundebesitzer wie uns. Man erhält eine Einschätzung seines Hundes von einer fremden Person (Richterin), die unendlich viele verschiedene Hunde gesehen und geprüft hat. Natürlich kennt man (meistens) seinen eigenen Hund viel besser als jeder andere, aber es ist schon erstaunlich, in welch kurzer Zeit Frau Barckhausen in der Lage war, sich einen sehr treffenden Eindruck über Stärken und Schwächen des eigenen Hundes zu machen.

Abschließend ein herzliches Dankeschön an die Organisatoren sowie an Richterin Frau Barckhausen für die freundliche und motivierende Art der Durchführung.

(zur offiziellen Zusammenfassung des Wesenstests ...)

 

 
 


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