Mein erstes Dummyseminar: Frust und Stolz (1. Tag)

Das Wörtchen "Frust" ist nicht ganz so ernst gemeint wie es sich anhört.

Aber ein wenig ins Grübeln kommt man schon, wenn sein toller Toller plötzlich überhaupt nichts mehr von Dummys wissen will ...

 

 
 

 

Wir waren insgesamt 7 Teilnehmer, davon vier Toller und drei Golden. Das Gelände direkt am See war wirklich sehr schön und das Wetter war auch vielversprechend.
Die anderen Teilnehmer hatten teilweise schon Prüfungen abgelegt und Seminare besucht, alle waren in regelmäßigen Trainingsgruppen mit dabei.
Na ja, dachte ich, nicht ganz die typische Anfängergruppe, aber jetzt hieß es natürlich „Augen zu und durch“.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ging es auch schon los, Jörg Brach wollte erst mal ein wenig Fußarbeit sehen, um sich eine ersten Eindruck machen zu können.
Das lief ganz gut, er war ganz zufrieden mit mir und Itchy und so ging auch die Nervosität schon mal merklich zurück.

Als nächstes sollten wir einen Zwischenapport zeigen, also Hund absetzen, 20m entfernt ein Dummy ablegen und nochmals 20m entfernt aufstellen. Der Hund sollte nach dem Kommpfiff dann herankommen und unterwegs das Dummy aufnehmen und bringen. Also nur Kommpfiff, ohne verbales Kommando.

Solche Übungen habe ich auch schon mit Itchy gemacht, aber dann immer mit verbalem Kommando.
Die anderen Hunde vor uns haben das Dummy teilweise gebracht, teilweise auch erst nachdem der Führer mit dem Hund zusammen zum Dummy zurückging und es ihn dann mit „Apport“ aufnehmen ließ.
Okay, das wird bei uns auch klappen.

Also Kommpfiff, Itchy rast los, läuft am Dummy kurz vorbei, bremst, geht zum Dummy und ich denke schon „Klasse, das sieht gut aus“.
Er beschnuppert das Dummy, fasst es kurz an, schnuppert nochmals und entscheidet sich dann, dieses komische, fremd riechende Ding, das schon in unzähligen Hundeschnauzen gesteckt hat, liegenzulassen. Ich gehe mit ihm zurück, sage „Apport“ und er kann sich gerade noch überwinden, das Dummy mit spitzen Zähnen am äußersten Rand zu greifen und mitzunehmen.
Oh Schande ...

Es sah wirklich so aus, als hätte er noch nie im Leben ein Dummy gesehen, geschweige denn im Fang gehabt.

Ich sagte dann zu Jörg, dass es vielleicht daran liegt, dass wir noch nie mit fremden Dummies gearbeitet hätten und er evt. deshalb gezögert hätte.
Er meinte, dass es dann gut sein kann, dass ihn der Geruch von fremden Hunden am Dummy irritiert hätte. So nach dem Motto: „Das ist doch gar nicht meins!“.

Mir fiel auch auf, dass er sehr beschäftigt war, das Gelände zu beschnüffeln, ... also irgendwie noch nicht realisiert hatte, dass wir zum Arbeiten hier waren.
Ich dachte schon: „Na, das kann ja heiter werden“.

Nächste Übung: Gemeinsames Auslegen von Dummies an einem Baum als Markierhilfe, dann Entfernen auf ca. 70m und Schicken des Hundes mit „Voran“.

Auch nicht gerade eine klassische Anfängerentfernung, aber „Voran“ haben wir auch schon oft gemacht und ging eigentlich ganz gut, sogar bei Blinds.

Die Hunde liefen meistens gut raus bis zum Ziel, haben dann dort aber teilweise auch erst mal den ganzen Baum beschnüffelt und auch markiert, kamen dann nach wiederholtem Rufen, ... aber wieder mit Dummy zurück.

Itchy lief auch erst schön los, dann nach nur einigen Metern plötzlich Kopf runter nach dem Motto: „Juchhuu, Pinkelstelle entdeckt“. Na klasse, der nächste Fehlschlag.
Wir also näher ran ans Ziel, er lief dann bis zu den Dummies, hat eines „gefunden“ aber wieder nur kurz beschnuppert und sich „angewidert“ abgewendet. War ja zu befürchten ...

„Apport“ direkt am Dummy lieferte dann dasselbe Ergebnis: Greifen mit spitzen Zähnen, ...
Ich wette, wenn er eine Pinzette dabei gehabt hätte, wäre er der erste Hund geworden, der ein Dummy mit einer Pinzette apportieren kann.

Damit war ich dann schon mal gut bedient.

Die nächsten Übungen wurden dann vom Aufbau her immer etwas schwieriger: Markierung in der einen Richtung, ausgelegte Dummies in der anderen Richtung, zwei Hunde arbeiten nacheinander zuerst die Markierung, dann „Voran“, ..., die Dummies wurden beschossen, mit Launcher wurde gearbeitet, ...

Jörg hat die Übungen dann aber für die „schwächeren“ Teams jeweils angepasst und die Abstände verringert, ohne Launcher gearbeitet, ... was sehr gut war.

Bei uns lief es eigentlich immer gleich: deutlich weniger Motivation als wenn wir alleine trainiert haben und kein einziges Dummy halbwegs ordentlich im Fang getragen.
Ein Plastikdummy mit Kordel hat er am wirklich äußersten Ende der Schnur gepackt und immerhin zügig apportiert.

Jörg hat dann gemeint, dass er den Eindruck hat, dass Itchy die ganze Sache mit der Gruppe, fremden Hunden, fremden Dummies, fremdem Gelände, ... momentan so sehr beschäftigt, dass er sich gar nicht mehr auf die Arbeit konzentrieren kann. Wir haben ihm dann eine Pause im Auto gegönnt und ich habe die nächste Stunde als Zuschauer verbracht.
Dies war definitiv die richtige Entscheidung, denn dadurch kam auch ich wieder raus dem Stress (und der doch vorhandenen Enttäuschung).

Tja, das war der erste Teil, dann war erst mal kurze Pause und anschließend ging‘s weiter mit Wasserapport.

Da wir bisher eigentlich sehr wenig am/im Wasser trainiert haben, habe ich mich gleich mal auf den nächsten Rückschlag eingestellt.
Aber wie so oft im Leben kommt es dann doch ganz anders ...

Absetzen einige Meter vom Ufer entfernt (flacher Einstieg), dann geworfene Markierung ins freie Wasser, Apport.
Die Hunde vor und nach uns haben alle apportiert, beim Zurückkommen lief mancher aber einfach weiter und „verschwand“ mit dem Dummy oder hat es gleich noch am Ufer beim Aussteigen wieder ins Wasser fallen lassen. Und Itchy?

Rein ins Wasser, Dummy ins Maul, zurück schwimmen, raus aus dem Wasser, Laufen bis zu mir, Abgabe des Dummy, kurzes Warten, Schütteln auf Kommando :-) :-)

Hat er wirklich toll gemacht! Auch Jörg war froh, dass es endlich mal ein Erfolgserlebnis gab.

Abschließend haben wir noch einen Walkup mit allen Hunden gemacht, wobei die mehr erfahrenen Hunde auch Markierungen arbeiten durften, die weniger erfahrenen sind nur mitgelaufen.
Hat aber ganz gut geklappt und war für uns ein weiteres kleines Erfolgserlebnis.

Jörg zog dann noch eine kurze Bilanz des Tages und hat bei Itchy gemeint, dass man es ihm einfach anmerkt, dass er als sehr junger Hund (!) das erste Mal (!) in einer Gruppe (!) über einen solch langen Zeitraum (!) arbeiten musste. Und das auch noch mit schlecht riechenden fremden Dummies :-)

Ich war dann abends auch hundemüde und erledigt, irgendwie ein wenig enttäuscht, aber insgesamt dann doch auch zufrieden mit uns beiden.

Was wirklich toll war:
Itchy war den ganzen langen Tag über „brav“, kein Gekeife mit den anderen Rüden, kein endloses Quengeln/Fiepen, ordentliches Warten auf den nächsten Einsatz, ...
Sieben Stunden an 1,5m Moxonleine zu hängen ist sicher auch nicht soooo einfach für einen Hund und so war ich sogar ein klein wenig stolz auf ihn.

(weiter bei Teil 2 ...)

 
 
 

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